Wenn einer eine Reise plant ...

07.12.2019

Das Leben ist kein Wunschkonzert

Unser Reiseplan sah ursprünglich vor, dass wir von Frankfurt nach Cairns an der australischen Ostküste fliegen, uns einen Geländewagen mieten und über den legendären Bloomfield Track nach Cooktown in den nördlichen Tropen fahren. Dort hatte der Entdecker James Cook im Jahr 1770 als erster Brite australischen Boden betreten, nachdem sein Schiff Endeavor am Great Barrier Reef Leck geschlagen war. Wir wollten in der einstigen Goldgräberstadt übernachten und zurückfahren nach Port Douglas, einer netten Küstenstadt nördlich von Cairns, in der wir acht Jahre zuvor unsere letzte Australienreise beendet hatten. Wir hatten uns mit einem Ausflugsboot zum Great Barrier Reef bringen lassen, ein wenig geschnorchelt, mit einem glass-bottom Boot das Riff mit seinen bizarren Korallen und exotischen Fischen bestaunt und Ausflüge in den Regenwald unternommen. All dies wollten wir wiederholen und dann nach Süden fahren, um Queenslands lebendige Hauptstadt Brisbane zu erleben.

 

Bei diesen Plänen gingen wir noch davon aus, dass wir im November oder Dezember reisen würden, um dem nasskalten Frankfurter Herbst zu entfliehen. Doch Anke konnte ihren Chef nicht erweichen, ihr zum Jahresende mehr als eine Woche Urlaub zu geben. Um die Belehrung reicher, dass das Leben kein Wunschkonzert und Urlaub ein überbewertetes Ärgernis ist, konnte sie nur für Mai drei Wochen aushandeln. Doch das war womöglich ein Glück für uns, denn wie wir inzwischen herausgefunden haben, ist der Bloomfield Track eine holprige Piste, auf der man mehrere Flussläufe durchqueren muss. Für Allrad-Grünschnäbel wie uns bietet er gleich mehrere Gelegenheiten, mitten im Urwald einen Autofriedhof zu eröffnen.

Australien Reiseblog Outback
Autofriedhof im australischen Outback

Durch das Herz des rot-grünen Kontinents

Die geänderte Reisezeit bot neue Perspektiven. Im Mai ist in Australien Herbst, und dann herrschen in den Wüsten im Zentrum und in den tropischen Wetlands milde Temperaturen. Das heißt, es wird in der Regel nicht heißer als 35 Grad. Die Gelegenheit also, zum legendären Ayers Rock zu fahren, dem Heiligtum der Aborigines, das im Zentrum Australiens rostrot aus der Wüste ragt. Heute heißt der Felsen offiziell Uluru, was in der Sprache der Aborigines „schattiger Platz“ bedeutet. Über das Nordwest Territorium hatten wir gelesen, dass die Hauptstadt Darwin alle paar Jahrzehnte von einem Hurrikan weggefegt wird, um von ihren unerschütterlichen Bewohnern wieder aufgebaut zu werden. Ihre Sorglosigkeit geht so weit, dass sich ein paar Strandnixen trotz aller Warnungen an einem Strand in die Sonne legten und von Krokodilen vernaschen ließen. Diesen wilden Teil Australiens wollten wir unbedingt kennen lernen.

 

Wir surften nach Reiseberichten und Touren von Reiseveranstaltern und arbeiteten unsere Route aus. Von Adelaide wollten wir in die Flinders Ranges fahren, der größten Gebirgskette South Australias. Von dort sollte es mit einem Zwischenstopp in der Opalstadt Coober Pedy zum legendären Uluru weiter gehen und dann über Alice Springs in die Nationalparks in den tropischen Wetlands. Die wichtigsten Stationen unserer Reise standen damit fest. Es stellte sich nur noch die Frage, wie wir die großen Entfernungen durch die Wüsten im Zentrum überbrücken sollten.

Reiseblog Australien Krokodil
Das Northern Territory - der wilde Teil Australiens

Auto oder Camper - die Qual der Wahl

Ankes hegte schon lange den Traum, Australien mit dem Camper zu durchqueren. Das Campen im Outback sollte unserer Reise eine Prise Abenteuer einhauchen und unseren Geldbeutel schonen. Unterkünfte im Outback sind knapp, und die Betreiber verlangen horrende Preise dafür, dass sie ihre Gäste mitten in der Wüste mit Wasser und Strom versorgen. Für Martin kam nur ein Camper mit Klo und Heizung infrage, denn im Mai sinken die Temperaturen im südlichen Outback in der Nacht fast bis zum Gefrierpunkt. Schon beim Gedanken, in tiefer Dunkelheit zum Pinkeln über einen eisig kalten Campingplatz zu irren, überzog ihn eine Gänsehaut. Anke war vor allem an Geländetauglichkeit gelegen. Wir fanden verschiedene Ausführungen mit abenteuerlichen Namen wie Adventure Camper, Trailfinder, TCC Bushcamper Hitop, Bushcamper Poptop und 4WD Challenger, die alle eins gemeinsam hatten: Sie boten wenig Platz und spartanischen Komfort. Einige besonders abenteuerliche Exemplare verfügten über einen Auspuff, der bis zum Dach ragte. Offenbar sollte man inmitten von hungrigen Krokodilen durch metertiefe Flüsse fahren. Für verweichlichte Schreibtischtäter wie uns kamen solche Gefährte nicht infrage.

 

Frustriert änderten wir unseren Plan erneut. Wir wollten nun doch statt eines Campers einen gewöhnlichen Geländewagen zu mieten und in halbwegs bezahlbaren Unterkünften abzusteigen. Der Teufel steckte auch hier im Detail. Auf der Website eines Anbieters stieß Anke im Kleingedruckten auf die Klausel, dass Geländewagen nur auf asphaltierten Straßen gefahren werden dürften. Eine kurze Liste von Schotterpisten war ausgenommen. Verwirrt rief sie bei der Verleihfirma in Adelaide an. Ein freundlicher Mitarbeiter bestätigte ihr, dass die Firma auf dieser Einschränkung bestehe. Andere Firmen hatten die gleiche Klausel im Kleingedruckten stehen. Die unsinnige Regelung führte dazu, dass wir uns für einen gewöhnlichen Mercedes Sprinter entschieden, den die Mietwagenfirma Maui zu einem Camper umgebaut hatte. Laut Werbung verfügte er über ein Bad, ausreichend Stauraum und sogar eine Heizung.

Camper Australien Reiseblog
Unsere Rosinante - ein umgebauter Mercedes Sprinter

Der Reiseplan steht

Nachdem wir Flug und Camper gebucht hatten, machten wir uns daran, die Reiseroute genauer zu planen. Von Adelaide nach Darwin fährt man ohne Abstecher fast 3.000 Kilometer. Das ist etwa so weit wie von Flensburg nach Gibraltar. Unser Plan umfasste folgende Stationen

 

  • Adelaide (3 Nächte)
  • Wilpena Pound, Flinders Rangers (3 Nächte)
  • Coober Pedy (1 Nacht)
  • Uluru-Kata Tjuta National Park (2 Nächte)
  • Kings Canyon (1 Nacht)
  • Tennant Creek (1 Nacht)
  • Mataranka, Elsey National Park (1 Nacht)
  • Katherine (2 Nächte)
  • Kakadu National Park (6 Nächte)
  • Darwin (2 Nächte)