Ausflüge in Adelaides Umgebung

26.01.2020

Port Adelaide, Australien, Reiseblog
Port Adelaide, das Strandbad Adelaides, ist mit der Straßenbahn erreichbar (Foto: Fotoaray/Shutterstock.com)

Strandbummel in Port Adelaide

Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Straßenbahn zum Hafen. Port Adelaide entpuppte sich als hübscher Ferienort mit einer kilometerlangen Strandpromenade, auf der wir gemütlich flanierten. Mit dem sauberen Strand und den schmucken Häusern kamen wir uns wie in einem Seebad an der Nordsee vor. Es war zu kühl, um in der Sonne zu liegen, und am Strand gingen nur wenige Menschen spazieren. Einige ließen ihre Hunde am Wasser toben, andere genossen die frische Meeresluft. Wir schlenderten eine gute Stunde die Promenade entlang, dann gingen wir auf dem Strand zurück. Im Wasser versuchten Kitesurfer auf den Wellen zu reiten. Bei den meisten Versuchen stürzen sie ab und tauchten unter. Wir hatten zuvor gelesen, dass der Weltmeister im Surfen von einer dreißig Meter hohen Monsterwelle ertränkt worden war. Die meisten Unfälle beim Kitesurfen passieren, wenn die Finger sich in den Schnüren verfangen und bei einem Windstoß abreißen. Voller Spannung sahen wir den Surfern bei ihren waghalsigen Manövern zu. Es passierte jedoch nichts, was unsere niederen Sensationsgelüste befriedigte. Der Strand von Port Adelaide war ein Ort für Ruhesuchende, und wir waren ganz dankbar dafür.

 

Wir setzten unsere Wanderung bis in das Ausgehviertel am Yachthafen fort und setzten uns auf die Terrasse von Outback Jack’s Bar & Grill. Dort bestellten wir bei einer drallen Kellnerin zwei Portionen Little Aussie Fish & Chips und zwei Pint Lager. Das Little Aussie Fish & Chips entpuppte sich als stattliche Portion, von der wir mehr als satt wurden. Was hätte uns die Kellnerin wohl gebracht, wenn wir die XXL-Variante bestellt hätten? Vermutlich einen panierten Monsterhai mit einer Zinkwanne voll Pommes. Das Bier war eisgekühlt und genau das, was wir brauchten, denn die salzige Meeresluft hatte uns durstig gemacht.

Port Adelaide, Yachthafen, Australien, Reiseblog
Am Yachthafen von Adelaide sind einige Restaurants

Weißwürste und Bienenstich in Hahndorf

Wir studierten die Abfahrtszeiten des Busses nach Hahndorf, einem Ort in den Adelaide Hills, in dem sich vor fast zweihundert Jahren Deutsche niedergelassen haben. In unserem Reisführer wurde Hahndorf als eine der TOP-Attraktionen der Region angepriesen. Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit und bestellten uns in einem chinesischen Imbiss zwei Reisgerichte. Der Koch musste ein ausgemachter Gewürzehasser sein und seine asiatischen Stammgäste, die mit zufriedenen Gesichtern ihr Essen auf Stäbchen in den Mund balancierten, alles Magenkranke. Martin hatte den Fehler gemacht, sich eine bunte Flasche Eistee mit asiatischen Schriftzeichen aus dem Kühlschrank zu nehmen. Eine fernöstliche Teespezialität, die schmeckte, als habe jemand ein Paar Käsesocken eingeweicht und über der Flasche ausgewrungen. Die Magenkranken tranken den Tee mit sichtlichem Genuss, weiß Gott, was für Phantasien sie dabei entwickelten.

 

Hahndorf entspricht wohl dem, was sich amerikanische Disneylandbesucher unter einem typisch deutschen Dorf vorstellen dürften. Es gibt einen Souvenirshop mit Rumtata-Musik und Seppelhüten, Ottos Backstube mit Bienenstich, Schlachter Max Noske mit German Mett- and Weißwurst, ein Brezelbackhaus und das German Arms Hotel mit deutschem Reichsadler und Beck’s Reklame. Die ersten Siedler, die 1838 nach Hahndorf auswanderten, waren sächsische Lutheraner. Der preußische König Wilhelm III. verfolgte sie, weil er das Abendland vor ihnen retten wollte. Die Lutheraner konnten zu ihrem Glück jedoch flüchten. Ein wagemutiger dänischer Kapitän segelte sie auf einer wackeligen Nussschale nach Australien, wo die britischen Kolonisten die Flüchtlinge hilfsbereit aufnahmen. Die sächsischen Asylanten wussten Besseres zu tun, als Krawall zu schlagen und allen Ausländern den Kampf anzusagen (was damals schon reichlich dumm von ihnen gewesen wäre). Sie machten sich lieber fleißig ans Werk, um sich durch Arbeit etwas aufzubauen. Die südaustralische Regierung unterstützte sie dabei mit einer Starthilfe in Form von Nahrungsmitteln, Land und Vieh. Und siehe da, weil die sächsischen Asylanten fleißig arbeiteten und mit ihren fremdländischen Nachbarn einträchtig zusammenlebten, wurden aus den Hahndorfern wohlhabende und zufriedene Bürger. Heute leben viele vom Tourismus, was dank ihrer Weltoffenheit ein blühendes Geschäft ist. So haben sie wahrhaft Grund, stolz auf sich zu sein.

Krokodilhotdog und Sardinenbüchse in Adelaide

 

Wir schlenderten durch die Hauptstraße und setzen uns auf die Terrasse eines Cafés, wo wir uns zwei Cappuccinos und zwei Scones mit Clotted Cream und Marmelade gönnten. Nicht unbedingt eine deutsche Spezialität, aber die Kalorienbomben waren genau das, was wir nach der Magenschonkost brauchten. Zurück in Adelaide legten wir uns ins Bett. Wir hatten den Jetlag noch nicht überwunden und mussten uns an den neuen Rhythmus erst gewöhnen. Als wir wieder aufwachten, war es früher Abend. In Adelaide wird es im Mai zwischen sechs und sieben Uhr dunkel, und es begann bereits zu dämmern.

 

Wir hatten die Hoffnung noch nicht aufgegeben, in der Stadt ein gemütliches Restaurant zu finden, das gutes australisches Essen zu Preisen anbot, die unserer Zahlungsbereitschaft entsprachen. In unserer Broschüre warben gleich drei Restaurants mit leckerer, kreativer Küche. Voller Vorfreude machten wir uns auf den Weg. Die Restaurants lagen in verschiedenen Stadtvierteln, und wir brauchten eine gute Stunde, um die Adressen aufzusuchen. Doch es war wie verhext. Alle drei Restaurants schienen dicht gemacht zu haben, nachdem sie ihre Werbeanzeigen aufgegeben hatten.

 

Enttäuscht setzen wir uns an einen Tisch vor einem edelrustikalen Restaurant, in dem Adelaides Yuppie-Szene verkehrte. An den Wänden hingen Regale mit blankpolierten Weingläsern und Weinflaschen, dazwischen ein riesiger Rinderschädel, der auf ein gutes Steak hoffen ließ. Eine Kellnerin brachte uns zwei Speisekarten. Bier vom Fass gab es nicht, dafür Wein zu Preisen, die unsere Zahlungsbereitschaft deutlich überstiegen. Das galt leider auch für die Steaks. Anke bestellte einen Beefburger, Martin ein Krokodilhotdog, dazu eine Karaffe Château Kranicher. Sowohl der Burger als auch der Hotdog sollten weit mehr als zehn Euro kosten. Das muss etwas sein, dachten wir. Doch da kannten wir die Adelaider Restaurantszene schlecht. Der Burger war trocken und füllte gerade einmal Ankes hohlen Zahn. Über den Krokodilhotdog war in homöopathischer Dosis Chilisauce geträufelt. Das altbackene Brötchen – in einer Jugendherberge hätte man armen Ritter daraus gemacht – dominierte den Geschmack. Beides wurde selbstverständlich ohne Beilage serviert.

 

„Na, hat’s geschmeckt?“, fragte die Kellnerin mit erwartungsvoller Miene, nachdem wir unsere Zahnlöcher gefüllt hatten. Sie schien tatsächlich zu erwarten, dass wir in höchsten Tönen von den dargebotenen Genüssen schwärmten. Wir nickten auch freundlich und sagten:

 

„Oh, jaja, ausgezeichnet.“

  

Wir konnten es einfach nicht über uns bringen, der netten Kellnerin alle Illusionen über ihren Koch zu nehmen. Wir ließen ihr ein ordentliches Trinkgeld da, dann eilten wir in den nächsten Biergarten, um unseren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Anke wollte noch etwas essen, doch die Küche hatte bereits geschlossen, obwohl es noch nicht einmal elf Uhr war. Deshalb zogen wir weiter und kehrten in eine Weinbar ein. Dort hatte die Küche auch schon geschlossen, doch erklärte sich der Kellner bereit, Anke den Sardinenteller zu bringen. Der muss wirklich was sein, dachten wir, denn er sollte mehr als zehn Euro kosten, und Adelaide liegt schließlich am Meer. Umso größer war die Überraschung, als der Kellner ­– Bocuse, Bocuse – einen Teller mit einer Sardinenbüchse vor Anke auf den Tisch stellte. Der Deckel war kunstvoll aufgerollt, Johann Lafer hätte es nicht besser machen können. Dafür hätte die Bar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde verdient: Die teuerste Sardinenbüchse der Welt.

Adelaide, Restaurants, Australien, Reiseblog
Adelaide ist ein Eldorado für Fastfoodliebhaber

 

Mit diesem kulinarischen Hochgenuss ließen wir unseren letzten Abend in Adelaide ausklingen. Wir waren uns einig, dass wir wohl nicht wiederkommen würden, jedenfalls nicht wegen der Stadt. Bill Bryson schwärmt in Frühstück mit den Kängurus davon, wie wunderschön Adelaide sei. Die Parks der Stadt gehören nach seiner Ansicht zu den schönsten der Welt. Da wir sie nicht gesehen haben, können wir uns kein Urteil darüber erlauben. Sydney und Brisbane sind für unseren Geschmack weit attraktivere Städte, deren Restaurants und Bars zu akzeptablen Preisen Besseres zu bieten haben. Dafür ist Adelaide ein idealer Ausgangspunkt, um Australien von Süden nach Norden zu durchqueren und das rote Zentrum mit dem Uluru und den tropischen Norden mit dem Kakadu National Park kennen zu lernen.

 

 

Sollten wir noch einmal nach Adelaide fliegen, würden wir uns wohl ein paar Tage mehr Zeit nehmen, um die Umgebung zu erkunden. In allen Reisführern wird ein Ausflug nach Kangaroo Island empfohlen. Wie wir bei unseren Recherchen erfuhren, ist Kangaroo Island die drittgrößte Insel Australiens. Sie gilt als Naturparadies, auf dem unter anderem 15.000 Koalas, mehr als 400.000 Kängurus und Wallabys, 28.000 Pelzrobben und viele exotische Vögel zuhause sein sollen. Das Magazin National Geographic Traveler wählte Kangaroo Island 2007 zur schönsten Insel der Asien-Pazifik-Region. Auch eine Rundfahrt durch die berühmten Weinbauregionen soll sich lohnen. Die grünen Hügellandschaften werden als sehr idyllisch angepriesen, und es soll dort Weinstraßen mit Weingütern und Keltereien, preisgekrönten Restaurants und Tapas Bars geben.

Kangaroo Island, Australien, Reiseblog
Auf Kangaroo Island soll es 400.000 Kängurus und 15.000 Koalas geben. Hä, was wollen die denn?

In der nächsten Folge holen wir unseren Camper ab und fahren in die Flinders Ranges.


Literatur

 

Hinweis: Beim Anlegen des Verzeichnisses funktionierten die Links. Wir haben sie nicht auf nachträgliche Änderungen oder Löschungen überprüft.

 

AUSTRALIEN-INFO.de (2018): Tourtipp: Kangaroo Island. http://www.australien-info.de/kangaroo.html.

The History of Hahndorf (2018): http://hahndorfsa.org.au/history.html.

Reisebine: Infos zu Kangaroo Island. https://www.reisebine.de/erleben2/sa/kangaroo-island/allgemeine-infos.

Remstalkellerei: Australien, https://www.remstalkellerei.de/wein-lexikon/australien.

Sedimentality: The history of wine in Australia, http://sedimentality.com/wine-history/the-history-of-wine-in-australia/.

Tourism Australia: Weinregionen. Erfahren Sie mehr über die weltbekannten Weinanbaugebiete Australiens – von Margaret River in Western Australia bis zum Barossa Valley in der Nähe von Adelaide. https://www.australia.com/de-de/articles/australian-wineries.html.

Wikipedia (2018): Hahndorf (South Australia). https://de.wikipedia.org/w/ index.php?title=Hahndorf_(South_Australia)&oldid=174441046.

 

Wikipedia (2018): Weinbau in Australien. https://de.wikipedia.org/ w/index.php?title=Weinbau_in_Australien&oldid=175271266.